Memorandum Juli 2021

Positionen des Vereins „quantum satis Plus“

Unsere Leitideen

„Quantum satis“(lat.) – der Terminus steht für „so viel wie nötig“ oder in „ausreichender Menge“ (kurz qs). Gemeint ist damit, dass durch Wissen und Erfahrung für bestimmte MengenObergrenzen gesetzt werden. Vor diesem Hintergrund werden Maße, Grenzen, Höchstmengen beschrieben, manchmal konkret angegeben, manchmal nicht. Es soll nicht zu viel und nicht zu wenig sein. Vernünftige, „situationsadäquate“ Begrenzungen von Mengen und Prozessen – darum geht es!

Damit steht bereits mahnend die Frage im Raum, was passiert und was getan werden muss, wenn „nicht Maß gehalten wird“, Grenzen überschritten werden oder aber das Maß nicht ausreicht oder ein Prozess nicht gestoppt werden kann. Braucht es dann flexible Entgrenzungen, Anpassungen der Maßstäbe oder kreative Lösungen innerhalb von zu respektierenden Grenzen? Für diese Fragen steht das „Plus“ im Vereinsnamen.

Die Idee quantum satis verweist zudem ausdrücklich auf die im Einzelfall unbedingt erforderliche Menge, auf die Beachtung und Einhaltung einer guten Herstellungspraxis und auf eine Verwendung, die den mündigen Nutzer nicht irreführt, sondern seine Eigenverantwortung einfordert: Diese Eigenverantwortung zeigt sich eben vor allem darin, Grenzen zu erkennen und zu respektieren, das „Übermaß“ nicht zuzulassen bzw. umgehend Prozesse zu revidieren, die in Maßlosigkeit triften.

Diese Leitideen lassen sich sinnbildlich auf viele soziale Prozesse übertragen, prägendie Arbeit im Verein „quantum satis Plus“ und münden in Fragen nach:

(1) Beschränkungen auf das Erforderliche

(2) einer bedachten Herstellung/Produktion

(3) dem Wohle eines Nutzers, der in seiner Eigenverantwortung und Mündigkeit gestärkt wird.

(4) Risikoabschätzungen, Handlungskonzepten und alternativen Regelungen bei Grenzüberschreitungen

Das Praktische im Theoretischen

Prozesse, die regelmäßig die Fragen nach Grenzen und nach der Mündigkeit der Menschen aufwerfen, werden am ehesten in der praktischen Tätigkeit sichtbar. Diese gilt es zu analysieren und zu diskutieren und, im besten Fall, exemplarische Lösungenin Form praktischer Projekte zu entwickeln. Das Plus im Namen signalisiert also ausdrücklich auch, dass es nicht um Bestandswahrung geht, sondern über bestehende Grenzen hinaus nach neuen Möglichkeiten und kreativen Lösungen gesucht wird. Das „+“ im Namen steht also ausdrücklichfür die Aufforderung zum Weiterdenken und ist damit Programm des Vereins.

Nötig sind dabei auch couragierte Umdeutungen, die sich am Beispiel des Märchens „Der süße Brei“ durchdenken lassen: Der wundersame Kochtopfwar zunächst ein Segen für die hungernden Menschen, verwandelte sich allerdings durch Dummheit, Gier und Respektlosigkeit in eine Höllenmaschine, die ohne Stopp das ganze Land mit klebrigem Brei überzieht. Wäre er richtig angewendet vielleicht ein sinnvoller Beitrag zum Welternährungsprogramm?

Die zentralen Widersprüche der westlichen Lebensweise, wie wir sie sehen

Über viele Jahre haben die Entwicklungen in den westlichen Gesellschaften zu rasanten und vor allem expansiven Fortschritten in Technik, Medizin, Ökonomie, Wirtschaft und Kommunikation geführt. Diese Entwicklungen kommenauch im Alltag der Menschen an; wenn auch unterschiedlich spürbar. Für viele habe sie zu einem, bisher nicht gekannten Maß an materieller Sicherheit und persönlichem Wohlstand geführt.

Unübersehbar ist jedoch, dass diese Fortschritte regelmäßig einen expansiven Charakter annehmen. Das heißt, die Gewinne auf der einen Seite werden viel zu oft mit hohen Kosten/Verlusten/Schädenauf der anderen Seite erreicht.Diese Prozesse entwickeln nicht selten eine Eigendynamik, die die existierenden, komplex verflochtenen sozialen Systeme in ihrem Gefüge überfluten und mitunter zur Auflösung bringen.

Unübersehbar ist, dass die Mehrheit der florierenden Entwicklungen bisher ihren Ausgangspunkt in der Ausnutzung umfangreichermateriellen Ressourcenhatten und dabei auch Lösungen mit einem massiven Ungleichgewicht anGewinn/Nutzen auf der einen Seite und Kosten/Risikenauf der anderen Seite hervorgebracht haben. Der Preis sind unwiederbringlicheVerluste (u. a. Umwelt, Gesundheit), erhebliche Anpassungs- und Folgekosten sowie auswuchernde administrative Kontroll-Apparate. Die entstehenden Schulden und Defizitewerfen schon jetzt lange Schatten auf die Zukunft und belasten künftige Generationen.

Das Streben nach weiteren Wohlfahrtsgewinnenund die Globalisierung haben zudem in vielen Bereichen gesellschaftlichen Lebens dazu geführt, dass sich alte gesellschaftliche und soziale Konfliktlinien immer schärfer abzeichnen (u.a. Generationenvertrag, solidarische Gesundheitssysteme, Qualität versus Quantität in allen Bereichen der Versorgung, individuelle Teilhabe der Menschen an der Gestaltung kommunikativer Prozesse und politischer Systeme).Daran konnten auch die bisher etablierten Zugeständnisse,die sich entwickelnden Kompromisse und der Versuch politischerAnpassungen nichts ändern – dies wohl vor allem, weil sie weitgehend im Rahmen althergebrachterStrukturen verblieben.

Unsere Ziele

Auf der Agenda gesellschaftlicher Praxis zeichnen sich immer mehr Themen ab, die Konflikte überschrittener Reziprozitätsnormen sowie gegängelter Mündigkeit und Kreativität der Bürger betreffen. Dazu gehören Fragen zur notwendigen Neuordnunggesundheitlicher und sozialer Praxis, soziale Nachhaltigkeit, Ökologie, Regionalität, demokratische Beteiligung sowie Formen der Bündelung und Weiterentwicklung von Wissen, Engagement und sozialen und ökonomischen Strukturen im Sinne einer ganzheitlichen Steigerung der Lebensqualität.

Um diesen Entwicklungen entgegenzutreten, verfolgt der Verein „quantum satisPlus“ folgende Ziele:

  • Anregung längst überfälliger Diskussionen um neue Szenarien bei der Lösung gesellschaftlicher Konflikte mit alternativen Verknüpfungen und Querverweisen in diverse Politikfeldern und Wissenschaftsbereiche.
  • Der Verein greift wichtige Themen der Praxis auf, organisiert den Diskurs entlang der praktischen Fragestellungen mit Mitwirkenden als lebendige Expertise und sammelt und bündelt Erkenntnisse und Lösungsansätze so, dass praktikable Lösungen entstehen. Auch altbekannten, bisher nicht zufriedenstellend gelösten Problemlagen soll sich auf tatsächlich neuartige Weise genähertund dabei ein erweiterter Kreis von Menschen mit Erfahrungen und Engagement einbezogen werden.
  • Das Erkennen, Benennen und Diskutieren von Themen und Problemlagen allein ändert die Praxis allerdings nicht. Deshalb gehört zu den Zielen des Vereins, kreativen praktischen Projekten eine Ausgangsbasis zu bieten, von der aus es gelingen kann, mit einer veränderten Wahrnehmung und neuem Herangehen exemplarisch neue Lösungswege aufzuzeigen und deren praktische Machbarkeit und Nutzen unter Beweis zu stellen.
  • Diese Einsichten, Erfahrungen und Ideen sollen aber nicht allein aus den regionalen Bezügen kommen und auch nicht nur diesen,sondern einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Der Verein bedient sich dabei unterschiedlicher Medien, um Expertisen, Knowhow und praktische Anwendungen zu verbreiten.

Unsere Haupttätigkeitsfelder

Ausgehend von den Ressourcen und der im Verein vorhandenen Expertise entwickeln sich die Haupttätigkeitsfelder. Einseitige methodische Festlegungen und fachspezifische Einengungen der Blickwinkelwollen wir vermeiden.Angestrebt wird stets eine multidisziplinäre und methodenflexible Team-Arbeit.

Dabei können alle Bereiche der Gesellschaft in den Blick genommen werden: Von alternativen ökonomischen Strukturen, über veränderte Formen der Mitbestimmung und Themen aus dem Bioökonomischen Wandel, der Entwicklung einer ausgewogenen Balance zwischen Globalem und Regionalem, geschlossene Energie- und Stoffkreisläufe u. a.

Ein Beispiel für Anliegen und Arbeitsweise des Vereins

Die Kernkompetenz, mit der der Verein seine Arbeit umgehend starten kann, rankt sich um Projekte einer alternativen medizinischen Praxis:

  • Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in den westlichen Ländern haben über viele Jahre ermöglicht, dass ökonomische Faktoren in den Gesundheitssystemen verstärkt Einfluss nehmen auf die Art und Weise, wie Menschen ihr höchstes Gut – ihre Gesundheit – schützen bzw. wiederherstellen und ihrer biologischen Alterung entgegentreten. Dies hat zu heftigen Verwerfungen geführt, die dringlich einer Umkehr und Neuorientierung bedürfen.
  • Das im Gesundheitssystem etablierte Patentwesen und der eingeforderte, letztendlich auf Strukturkonservatismus und Besitzstandwahrung gerichtete,bürokratisch erzeugteund oft sehr kostspielige Status hoher klinischer Evidenz in Bezug auf Behandlungskonzepte grenzen ernstzunehmende medizinische Erfahrungen und bestens belegte effektive Präventions- und Therapiemöglichkeiten aus. Hier muss dringlich eine Öffnung durch das Anerkennen des alten medizinischen Leitprinzips „Wer heilt hat Recht“ angestoßen werden.
  • In der Praxis gewachsene Behandlungserfahrungen werden zudem selten publiziert, finden keinen Eingang in Leitlinien und in die Ausbildung angehender Mediziner. Sie gehen so den Menschen für ihr gesundheitsrelevantes Handeln verloren, wenn es nicht mit einer anderen Praxis gelingt, diese zu erhalten, weiterzuentwickeln und über geeignete Formen breit zugänglich zu machen. Auch dies gehört zu den Aufgabenfeldern, in denensich der Verein engagiert.
  • Erschwerend kommen deutliche Hürden hinzu, um sich über unabhängige Informationen einen Überblick über mögliche Ansätze einer ganzheitlichen Heilung zu erschließen. Auf diese Weise sind die Menschen oft den ökonomischen Interessen der Gesundheitswirtschaft ausgeliefert. Der Verein „qs+“ nimmt sichsolchen diagnostischen und therapeutischen Problemen und ihrer Hintergründe an und entwickelt passgerechte Lösungen, die den Patienten Mündigkeit und Mitsprache ermöglichen und diese auf neue Art in seine Behandlung einbeziehen hilft.
  • Leitidee des Vereins ist, vielversprechende Ansätze und praktische Erfahrungen aus dem unmittelbaren Alltag sowohl von Behandlern als auch von Patienten aufzugreifen, zu sammeln, zu systematisieren und einem selbst-(und)ständigen Denken und tabufreiem Diskurs zugänglich zu machen. In kreativ-kritischer Reflexion der Idee „Wer heilt, hat Recht“ geht es darum, diesen Ansätzen bestenfalls ein breites Ankommen in der Praxis zu ermöglichen.
  • Ein weitererFokus ist die Diskussion einer möglichen bioökologischen Wende auch in den Bereichen der Gesundheitsförderung, medizinischen Behandlung und Pflege durch die Hinwendung zu Phytopharmaka, psychoaktiven Substanzen und Noxen. Hier gilt es, bestehende Vorurteile beispielsweise gegenüber noninvasiven Ansätzen sowohl bei den Behandlern und Pflegenden als auch bei den Patienten abzubauen, deren Akzeptanz zu fördern und das Interesse an ihrer Anwendung deutlich zu erhöhen, so dass sie sich möglicherweise auch als first-line-Therapie durchsetzen können.

Unsere Vision:

Der Verein „quantum satis Plus“ soll sich in Mitteldeutschland zu einer Adresse entwickeln, in der eine faire Diskussionskultur über die Grenzenindividueller Erfahrungen, Generationszugehörigkeit, akademische-wissenschaftlicher Reputation und weltanschaulicher Zuordnunghinaus mit dem Ziel gepflegt wird, ausgewogene und zukunftstragende Lösungen für klar adressierte praktische Fragestellungen und Problemfelder zu erarbeiten.

Indem immer wieder aktuelle Themen aus der Praxis aufgegriffen werden, wird der Verein zu einem Motor, der sich schwierigen Fragen zunächst ohne Rücksicht auf vermeintlich geltende Grundsätze zuwendet und Lösungsangeboten zuführt, in deren Mittelpunkt der freie und mündige Bürger und der Respekt vor der, den Menschen umgebenden belebten und unbelebten Natur steht.

In idealer Weise soll durch die Vereinstätigkeit ein Netzwerk lebendigerExpertisen entstehen,das in enger Verbindung mit realen Bezügen zur Praxis belegen kann, dass wichtige Fragen und Probleme des Lebens und Zusammenlebens kreative,menschenwürdige und komplex zufriedenstellende Antworten und Lösungenfinden können.